Läggerli


Eben komme ich vom Abendspaziergang mit meinem Hund zurück. Es ist schon nach 23h, die Kids schlafen und es war ein kurzer, aber intensiver Rundgang.

Weshalb intensiv fragt Ihr Euch? Na ja, die Sterne sah man heute besonders gut, und jedesmal wenn ich den grossen Wagen sehe, muss ich an einen ehemaligen Freund von mir denken. Er hatte ihn mir damals in St. Malo gezeigt. Dort, wo wir uns kennen lernten.

Es war 1990 als ich einen Sprachaufenthalt in Frankreich machte und keinesfalls Lust dazu hatte. Aber meine Mama fand, das sei gut für mich, da wir kurze Zeit danach in die französischsprechende Schweiz zogen und ich eine ziemliche Null in Französisch war.

Nun gut, meine Gastfamilie war mehr oder weniger ok, die Leute der Schule auch – nur : französisch lernten wir nicht wirklich, waren wir doch alles Deutschschweizer und immer zusammen…

Läggerli – so wurde der einzige Basler der Clique genannt – fand ich anfangs irgendwie etwas schräg. Leicht rötliche Haare, ziemlich chaotisch und irgendwie anders als alle andern.

Eines abends – wir waren alle am Strand – redeten wir viel zusammen. Beide aus Basel hatten wir einiges gemeisam ;-). Gegen Mitternacht wollte ich nach Hause und er meinte, er begleite mich. Wir schlenderten auf der Stadtmauer und schauten uns den Sternenhimmel an. Den grossen Wagen kannte ich natürlich schon, aber : er stand ganz nah zu mir, legte seinen Arm um mich und zeigte mir den grossen Wagen… und dann… na ja, dann küssten wir uns und waren fortan ein Paar.

Nach diesen Sprachferien sahen wir uns noch 2 oder 3 mal. Als ich vor dem Umzug eine Abschlussparty machte, war er natürlich auch dabei – am Ende der Party machte ich Schluss. Über 200km Distanz – das konnte einfach nicht funktionnieren.

Wir blieben aber trotz allem in Kontakt und als er seine RS (Rekruten Schule – Militär) machte, war er ganz in meiner Nähe stationniert. Das war 1995 im Feburar/März. Eines Abends rief er mich an und wir verabredeten uns für den nächsten Abend. Wir hatten es richtig schön und als ich ihn zurück in die Kaserne fuhr, meinte er beim aussteigen: „Du siehs immer noch sehr hübsch aus!“ . Dann verschwand er in der Nacht.

An jenem Abend hatte ich ihn zu meinem 20. Geburtstag eingeladen. Im April sollte das Fest stattfinden. Aber ich bekam nie eine Zusage…

Die Party war schon voll in Gang als plötzlich Läggerli auftauchte… es war mein schönstes Geburtstagsgeschenk! Und an diesem Abend kamen wir uns auch wieder näher.

Uns trennten immer noch 200km und als ich am Muttertag in seiner Gegend war, traf ich ihn in einem Restaurant – diesmal machte er Schluss (aus gleichem Grund wie ich vor 5 Jahren).

Na ja, ich war traurig und ging ziemlich geknickt nach Hause.

Kurz darauf fand ein Konzert statt. Da er bei solchen grossen Events manchmal als Securitas arbeitet, wollte ich vorbei gehen. Die Wahrscheinlichkeit ihn bei solch einer Menschenmenge zu treffen, war sehr gering… doch kurz nach meiner Ankunft erblickte ich ihn. Er sah mich, kam auf mich zu und küsste mich – ich verstand gar nichts mehr. Er musste dann wieder auf seinen Posten und seitdem hab ich ihn nie wieder gesehen…

Nun schreiben wir 2005 – 10 Jahre sind vergangen; inzwischen war ich verheiratet und hatte eine kleine Tochter. Am 31.12.2005, irgendwann kurz vor Mitternacht, habe ich eine Email von ihm erhalten. Ich war total baff.

Natürlich habe ich am nächsten Tag auf seine Mail geantwortet, doch zurück kam seitdem nichts mehr…

Aber auch heute noch, frage ich mich oft, was wohl aus ihm geworden ist – und wenn ich den grossen Wagen sehe, dann denke ich immer: hoffentlich geht’s ihm gut….

Ein Kommentar zu “Läggerli

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