Ja! Wenn ich mir aussuchen kann, wo ich – wenn es dann mal soweit ist – sterbe, dann wäre das inmitten einer Clique an der Basler Fasnacht.
Es war einfach ein Traum, die scheenste drei Dääg des Jahres in Basel verbracht zu haben. Und ich weiss jetzt auch, dass Petrus unwiderruflich ein Basler ist !
Wir (Mama und ich) kamen Sonntag gegen 18h im Hotel an und haben auch gleich meinen ehemaligen Arbeitskollegen und seine Frau angetroffen. Er hatte mich letzten August gefragt, ob sie beide wohl mit mir an die Fasnacht kommen dürfen, da sie gerne von einer Kennerin durch das melancholische Fasnachtstreiben in Basel geführt werden möchten. Eigentlich geh ich nicht gern mit Auswärtigen an die Fasnacht… ich kann es dann einfach weniger geniessen. Aber ich konnte ihm die Bitte nicht abschlagen und muss sagen, dass es super mit ihnen war !

Montagmorgen : Fast hätte ich verschlafen, denn ich habe meinen Wecker um 2h30 nicht gehört… Eigentlich hatten wir um 3h15 in der Hotelhalle abgemacht um gemeinsam an den Morgestraich zu gehen… als es um 3h30 an meiner Zimmertür klopfte, war ich ruck-zuck aus dem Bett und innert 5 Minuten draussen 😀 .
Der Morgestraich beginnt um 4h und wir waren 10 Minuten vorher am vorgesehenen Platz angekommen. Es war einfach – wie immer – mystisch, unglaublich und ein unbeschreibliches, sehr emotionales Gefühl für mich.
Wir haben es genossen und gegen halb sieben morgens kehrten wir in einer Beiz ein und assen Mehlsuppe und Ziibelewaie – die 2 traditionnellen Morgestraich-Gerichte. Danach schlenderten wir zurück zum Hotel und legten uns noch ein paar Stunden hin.
Um 13h hatten wir uns wieder in der Hotelhalle verabredet und waren schnell am Barfüsserplatz um den Cortège zu sehen. Das Wetter war herrlich und meine beiden Begleiter waren entzückt von der Vielfalt der Cliquen, Guggenmusik und Waggis-Wagen.
Wir verbrachten den Nachmittag draussen und gegen 19h30 wollten die beiden zurück ins Hotel. Ich blieb noch ein wenig und wollte eigentlich eine alte Bekannte treffen, die aktiv Fasnacht macht. Termin hatten wir um 21h45, aber meine Füsse schmerzten und es fing ein kleines bisschen an zu regen. Also war ich gegen 22h ebenfalls zurück zum Hotel und informierte meine Bekannte, dass wir uns morgen sehen.
Dienstagmorgen erwachte ich gegen halb neun und wir begaben uns in den Frühstückssaal. Dort traf wir meinen Arbeitskollegen mit seiner Frau und frühstückten gemeinsam. Das Frühstücksbuffet war ausgesprochen gut und wir genossen es.
Ab 13h waren wir wieder uf dr Gass und schlenderten in der ganzen Stadt umher. Am Dienstag ist immer Kinderfasnacht. Da gibt’s kein Cortège und auch die Cliquen haben nicht ihr Sujet-Kostüm an, sondern eines aus früheren Zeiten. Es gibt auch verschiedene Formationen, zusammengewürfelt aus Freunden, die miteinander Fasnacht machen. Man nennt diese Schissdräggzügli :-D.
Mama war auch dabei, allerdings blieb sie nicht immer und ging ab und zu zurück ins Hotel um sich auszuruhen. Meine beiden Begleiter kehrten ebenfalls kurz vor 20h zurück ins Hotel und ich blieb noch draussen. Ich traf mich dann mit meiner guten Bekannten, welche ich am Vortag ja schlussendlich nicht gesehen hatte und gässlete etwa 2 Stunden mit ihr.
Als ich mich nach dem gässle von Lea verabschiedet hatte, setzte ich mich auf einen breiten Fenstersims inmitten der Altstadt und genoss das Treiben.
Plötzlich kommt ein ca 60-jähriger, kostümierter, allerdings ohne Larve (Maske) auf mich zu und fragte, ob er und sein Sohn sich neben mich setzen dürfen. Ich rückte etwas zur Seite und wir begannen zu plaudern. Er war so ein richtiger Basler. Typisch wie sie halt sind. Immer wieder ein Spruch und aber sehr angenehm und mit Respekt. Plötzlich meinte er, ob ich in den Keller mitkommen wolle. Es kämen noch Schnitzelbänke (das sind ironische und satirische Verse über Politik oder andere regionale, nationale oder internationale Themen, die von kostümierten Fasnächtlern vorgetragen werden). Ok, wieso nicht !? Ich ging mit ihm mit und er fragte mich, was ich trinken wolle. Etwas alkoholfreies sagte ich, worauf er entgegnete nicht mal einen Gin Tonic ? Na gut, ein Gin Tonic ist ok. (Man muss wissen : an der Basler Fasnacht geht es in erster Linie nicht um saufen !!). Der Gin Tonic wurde mir serviert und als ein paar Leute den Keller verlassen hatten, setzten wir uns etwas weiter nach vorn. Es kam ein Schnitzelbänkler und wir haben wirklich gelacht. Dann meinte Eddi (ja, inwischen hatten wir uns gegenseitig vorgestellt), ob ich gern Mandeln hätte. Na ja, kommt darauf an – wieso ? Er bestellte mir einen Kaffee Saifibleederli (Seifenblasen)… das ist ein Kaffee mit Amaretto und Schlagsahne. Ich bin jetzt kein grosser Fan von Amaretto… aber ok, er wollte mir unbedingt noch was spendieren, also hab ich es angenommen und – wenn auch etwas ungern – getrunken.
So eine Begegnung wie an diesem Dienstagabend ist mir bis jetzt noch nie and der Fasnacht passiert. Aber ich fand’s richtig toll ! Ob wohl meine Entscheidung anfang Jahres damit was zu tun hat ? Komm ich vielleicht offener rüber ? Na ja, egal – jedenfall hat es mir gut getan. Ich habe dann Eddi gegen halb ein Uhr morgens verlassen. Wir umarmten uns und ich meinte noch zu ihm also dann, schöne Fasnacht noch und vielleicht bis nächstes Jahr. Darauf entgegnete er ja, immer gerne, ich werde hier sein ! Man muss dazu noch sagen, dass dieser Keller von Generation zu Generation in seiner Familie ist. Schon sein Urgrossvater hätte den Keller gehabt…
Glücklich und etwas erschöpft war ich kurz vor 2h zurück im Hotel.
Am Mittwoch habe wir wieder alle gemeinsam gefrühstückt und waren um halb zwei an der Wettsteinbrücke. Dort kam auch der Cortège wieder vorbei und wir blieben da sicher 2 Stunden. Gegen 16h hatten wir mit einem Bekannten meines ehemaligen Arbeitskollegen abgemacht. Aber wir haben uns nicht gesehen. Meine Begleitung machte sich dann etwa 3 Stunden allein auf den Weg durch die Stadt und ich hab mit Mama einen guten Kaffee und Faschtewaie (ebenfalls eine Basler Spezialität) genossen.
Um 19h haben wir uns wieder getroffen und begaben uns dann in die Freie Strasse. Am Mittwoch kommen dort alle grossen Cliquen durch. Da sind dann Binggis (die ganz Kleinen), Junge, Stamm und die Alte gemeinsam unterwegs. Es ist absolut beindruckend, wenn soviele gemeinsam pfeiffen und trommeln.
Da wir alle sehr müde waren, machten wir uns gegen 22h auf zurück zum Hotel. Und siehe da, wir trafen zufällig den Bekannten meines ehemaligen Arbeitskollegen. Er ist mit einem Schissdräggzügli unterwegs. Das war ein wirklich schöner Abschluss. Adie Fasnacht !
Kurz vor elf waren wir im Hotel. Ich war glücklich, aber ich schlief nicht sofort ein. Das letzte Mal, dass ich auf die Uhr geschaut habe, war so gegen halb zwei Uhr morgens.
Am Donnerstag trafen wir uns zum letzten Mal zum gemeinsamen Frühstrück und verliessen dann das Hotel gegen 11h30.
Meinem ehemaligen Arbeitskollegen und seiner Frau haben die 3 Tage total gefallen und sie haben mir mehrere Male dafür gedankt, dass sie mit mir mitkommen durften.
Es war eine tolle Fasnacht und ich habe Basel mit einem lachenden und einem weinende Auge verlassen. Wie sagt man ? : Nach der Fasnacht ist vor der Fasnacht – ich freu mich jetzt schon auf die nächste im 2025 !














