Nächtlicher Besuch: Ein Totenkopfschwärmer im Wohnzimmer


Vor zwei Tagen, so gegen 23 Uhr, verwandelten sich Saké und Wasabi in kleine Raubtiere und meine Stube wurde plötzlich zu einem kleinen Jagdrevier. Sie schossen durch die Stube, sprangen hierhin und dorthin – so, wie wenn eine besonders nervige Fliege ihr Opfer wäre. Doch dieses Mal war es keine Fliege.

Ein riesiges Insekt flatterte durch das Wohnzimmer. Zuerst dachte ich an eine Fledermaus, dann für einen kurzen Moment sogar an einen Spatz – so ungestüm und flatterhaft bewegte es sich. Aber ein Spatz mitten in der Nacht ? Schliesslich landete es in der Küche, direkt bei der Neonlampe.

Mit einem grossen Behälter und einem improvisierten Deckel gelang es mir tatsächlich, das Tier einzufangen. Und plötzlich – absolute Ruhe. Das imposante Wesen verhielt sich, als wäre nichts gewesen. Ein Foto konnte ich in der Aufregung leider nicht machen, beide Hände waren im Einsatz. Aber das Bild im Kopf bleibt: ein schwarzer Körper mit gelben Querstreifen, wie eine überdimensionierte Biene – nur mit den Flügeln eines Schmetterlings. Ganze fünf bis sechs Zentimeter lang! Für eine Bienenkönigin viel zu gross, also wohl ein Nachtfalter. Ich brachte ihn auf den Balkon und liess ihn frei. Saké und Wasabi waren wenig begeistert.

Gestern liess mich das Erlebnis nicht mehr los, also begann ich zu recherchieren. Und tatsächlich: Alles deutet darauf hin, dass mein nächtlicher Gast ein Totenkopfschwärmer (Acherontia atropos) war.

Ein paar erstaunliche Fakten:

  • Der Totenkopfschwärmer ist einer der grössten Nachtfalter Europas. Sein Körper kann bis zu 6 cm lang werden, die Flügelspannweite liegt bei 9 bis 13 cm.
  • Auf seinem Thorax trägt er eine markante Zeichnung, die tatsächlich wie ein kleiner Totenkopf aussieht – daher sein Name.
  • Typisch sind auch die gelben Querstreifen, die an eine riesige Biene erinnern.
  • Der Totenkopfschwärmer ist nachtaktiv und wird stark von Lichtquellen angezogen – daher sein Besuch bei meiner Küchenlampe.
  • Er ist ein Wanderfalter, der aus dem Mittelmeerraum bis nach Mitteleuropa zieht. In der Schweiz gilt er als selten, aber immer wieder wird er gesichtet.
  • Besonders faszinierend: Er kann ein pfeifendes Geräusch von sich geben und ist dafür bekannt, sogar in Bienenstöcke einzudringen, um Honig zu stehlen – eine seiner erstaunlichen Überlebenstechniken.

Es war ein aufregendes Erlebnis, einem so seltenen Tier einmal in echt zu begegnen. Und ohne meine beiden aufmerksamen „Wohnzimmer-Wächter“ Saké und Wasabi hätte ich den nächtlichen Besucher vielleicht gar nicht bemerkt. 🐾

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