Manchmal frage ich mich, wozu wir eigentlich hier auf der Erde sind. Wozu gibt es uns überhaupt? Wozu ist unsere Existenz gut?
Wir leben in einer Gesellschaft, in der es scheint, als ginge es nur um ein endloses Karussell: arbeiten, essen, schlafen, Rechnungen bezahlen. Jedenfalls dann, wenn man nicht das Glück hatte, reich geboren zu werden, ein grosses Erbe zu erhalten oder im Lotto zu gewinnen.

Ehrlich gesagt bin ich gerade einfach überfordert. Ich weiss nicht, wo mir der Kopf steht. Ich habe Briefe, die seit Wochen ungeöffnet auf dem Tisch liegen. Ich sollte meine Papiere sortieren, die Steuererklärung machen, gewissen Gläubigern schreiben. Aber ich mag nicht. Ich bin wie gelähmt.
Und dann habe ich vor einer Woche ein Schreiben bekommen wegen meiner subventionierten Wohnung. Seit meine Tochter vor einem Jahr ausgezogen ist, habe ich offiziell keinen Anspruch mehr auf eine Vierzimmerwohnung. Eigentlich hätte ich das melden sollen, habe es aber nicht getan.
Dieses Schreiben habe ich immerhin geöffnet – so viel Eigenverantwortung habe ich noch, dass ich solche Briefe lese. Ich habe die verlangten Dokumente ausgefüllt und mit einem erklärenden Brief zurückgeschickt. Nun hoffe ich, dass die Behörde Verständnis zeigt und einsichtig ist.
Eine kleinere Wohnung wäre in Ordnung – drei Zimmer sollten es schon sein, mit oder ohne Sohnemann (dazu weiter unten mehr). Doch wie soll das gehen? Eine Wohnung für 1’500 oder gar 2’000 Franken im Monat ist für mich schlicht nicht drin. Schon die knapp 1’200 Franken, die ich aktuell zahle, sind mein oberstes Limit.
Ich will nicht in einer Einzimmerwohnung dahinvegetieren. Ich bin doch kein Kaninchen, das in einem Stall gehalten wird.
Und als wäre das nicht genug, stapeln sich offene Rechnungen. Ich weiss gerade nicht, wie ich das alles stemmen soll. Ich will es schaffen, ich weiss, dass es Lösungen geben muss – aber im Moment sehe ich sie nicht. Selbst wenn die Papiere sortiert sind – das Geld, um alles auf Null zu stellen, fehlt mir trotzdem.
Es hilft mir auch nicht, wenn man sagt: „Dein Sohn muss halt ausziehen“, „Er soll sich selber kümmern“ oder „Der Vater soll zahlen“ – wobei wir alle wissen: dem Vater ist das egal. Hier in der Schweiz sind Eltern verpflichtet, finanziell für ihre Kinder aufzukommen, solange sie keine abgeschlossene Ausbildung haben oder aber bis zum 25. Lebensjahr. Vorher übernimmt kein Sozialamt etwas. Diese Gesetze habe nicht ich gemacht, und ich erfinde sie auch nicht – sie sind einfach so. Darum weise ich die Vorstellung zurück, meine Kinder seien schuld an meiner schwierigen finanziellen Lage. Es ist das System, das diese Verantwortung so einseitig auf die Eltern abwälzt.
Meine Tochter habe ich bis 23 unterstützt (und solange sie noch ins Abendgymnasium geht, bekommt sie die ihr monatlich zustehenden Kinderzulagen, welche ich mit meinem Lohn überwiesen bekomme), warum sollte ich meinem Sohn weniger Rechte zugestehen? Gleichberechtigung gilt für beide. Das heisst nicht, dass ich alles gutheisse – er könnte durchaus etwas dynamischer sein, verbissener Bewerbungen schreiben und mehr tun im Haushalt. Aber hinauswerfen werde ich ihn nicht. Das wäre ungerecht. Und noch einmal: nicht meine Kinder sind der Grund, dass ich in dieser Situation bin – sondern die Regeln und Strukturen, die uns in solche Sackgassen zwingen.
Was ich mir wünsche? Jemanden, der sich neben mich setzt und sagt: „Komm, wir machen das gemeinsam. Ich helfe dir.“ Ganz konkret helfen – nicht mit klugen Ratschlägen, sondern mit echter Unterstützung, tatkräftig und vielleicht auch einmal mit einer kleinen finanziellen Geste. Ich sage nicht, dass ich nie Hilfe bekommen hätte, im Gegenteil: ich nehme Unterstützung gerne an und bin sehr dankbar dafür. So zum Beispiel für die Hilfe, die es meinem Sohn ermöglicht hat, die Gabelstaplerausbildung zu machen – heute und morgen besucht er nun diese Schulung. Dennoch empfinde ich es manchmal als ungerecht verteilt und frage mich, warum das Leben für manche so leicht und für andere so schwer gemacht ist.
Es ist irgendwie ein Teufelskreis. Und ich versuche, irgendwo darin einen Ausweg zu finden.
Und weil mich manche schon gefragt haben, wie man mir konkret helfen könnte: In der rechten Spalte meines Blogs findet ihr unter ♥ Zukunfts-Chance ♥ die Möglichkeit, mich zu unterstützen. Ich verstehe oft nicht, wieso so viele Menschen bereit sind, für Gott weiss wen oder was zu spenden, während Menschen wie ich – die mitten im Alltag kämpfen – genauso gut eine Spende gebrauchen könnten. Darum freue ich mich über jede Unterstützung – klein oder gross – und noch mehr darüber, nicht allein in diesem Alltag zu stehen. Von Herzen danke. ❤️
Das mit den Rechnungen und dem Papierkram ist bei mir auch ein Dauerproblem!