Erinnerung an meine Stiefmutter


Heute wäre meine Stiefmutter – die zweite Frau meines Vaters – 73 Jahre alt geworden. Leider ist sie am 4. Januar 2020 nach schwerer Krankheit verstorben. Dieses Datum werde ich nie vergessen, denn es ist zugleich auch der Geburtstag meines Sohnes.

Manchmal fehlt sie mir sehr. Wir hatten ein ausgesprochen gutes Verhältnis. Als ich 17 Jahre alt war, habe ich berufsbedingt ein Jahr lang bei meinem Vater gewohnt – und damit auch bei ihr. Natürlich gab es hin und wieder kleine Reibereien, aber nichts wirklich Nennenswertes. Viel präsenter sind mir die schönen Erinnerungen: die Abende, an denen wir gemeinsam die Serie Emergency Room schauten, oder die langen, tiefgründigen Gespräche, die sich oft bis in die Nacht hinein zogen. Sie hatte immer ein offenes Ohr, und ich konnte mit ihr über vieles reden.

Auch meine Mutter – die ein erstaunlich gutes Verhältnis zu ihr pflegte – und mein Bruder denken mit Wärme und Dankbarkeit an sie zurück. Sie gehörte zu unserem Leben, und wir alle haben sie gern gehabt.

Ihr Wunsch war es, dass an ihrer Beerdigung nur ihr Mann – also mein Vater –, ihre beiden Söhne und ihre Geschwister teilnehmen sollten. Damals hat mich das etwas getroffen, weil ich nicht so recht verstand, warum sie uns nicht dabei haben wollte. Wir haben dann bei mir zuhause, parallel zur Beerdigung, eine Art Ritual gemacht, das meine Tochter leitete. Dort haben wir „allein“ von ihr Abschied genommen. Im Nachhinein war es gut so, denn es gab uns die Möglichkeit, auf unsere eigene, persönliche Weise Abschied zu finden.

Besonders schmerzlich ist für mich der Gedanke an meine beiden Halbbrüder. Sie mussten ihre Mutter schon mit 30 Jahren gehen lassen. Allein die Vorstellung, meine eigene Mutter so früh zu verlieren, erfüllt mich mit Traurigkeit. Auch heute empfinde ich das als eine Horrorvorstellung. Ich wünsche mir von Herzen, dass meine Mama mir noch lange erhalten bleibt.

Mit Dankbarkeit denke ich an die gemeinsame Zeit zurück, mit der Hoffnung, dass sie nun an einem Ort voller Frieden ist. Und in der stillen Verbundenheit spüre ich, dass ihre Liebe bleibt – unsichtbar, aber leuchtend wie ein Licht, das weiter in unseren Herzen brennt.

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