
Heute Morgen habe ich völlig überraschend eine Sprachnachricht von Läggerli erhalten – ganze sieben Minuten lang. Er war gerade im Jura unterwegs und hatte offenbar etwas Zeit, um mir zu erzählen, wie es ihm im Moment geht und was ihn beschäftigt. Seine Nachricht hat mich sehr gefreut, und ich habe ihm ebenfalls per Sprachnachricht geantwortet. Aus meiner Antwort lässt sich ungefähr erahnen, worüber wir gesprochen haben.
Meine Antwort an ihn in geschriebener Form:
Hallo Läggerli, danke für deine Nachricht. Das hat mich sehr gefreut.
Ich bin heute – wie jeden Freitag – im Homeoffice. Und meistens habe ich nicht sehr viel zu tun. Es ist also schon fast Wochenende. Ich muss einfach bis mindestens 16 Uhr zuhause erreichbar sein. Aber das ist kein Problem. Ich mag den Freitag eigentlich sehr gern. Da habe ich ein bisschen Zeit für mich.
Ja, der Sturm hat einiges durcheinandergewirbelt. Meine Waadtländer-Fahne ist kaputt gegangen. Aber die Basler Fahne ist standhaft geblieben 😊
Ich mag den Herbst – mit all seinen Facetten. Und irgendwie lädt er dazu ein, sich selbst zu reflektieren.
Die Arbeitssuche ist tatsächlich nicht einfach. Und wenn man nicht genau weiss, was man möchte, ist das sicher eine Herausforderung und verständlich, dass dich das stresst. Aber gib nicht auf! Ich finde es toll und gut, dass du ab und zu diese Kurierfahrten machst. Vielleicht bist du ja irgendwann mal in der Nähe, und es ergibt sich die Möglichkeit, zusammen einen Kaffee zu trinken.
Ich finde es schön, dass deine Tochter dich gefragt hat, mit ihr Fahrstunden zu machen. Ich habe den Eindruck – so kommt es bei mir jedenfalls an – dass du dir viele Gedanken machst, um ein Teil im Leben deiner Kinder zu sein und zu bleiben. Das ist sehr schön.
Mein Sohn hat im Januar die Theorieprüfung gemacht, und ich fahre auch mit ihm. Finanziell ist es im Moment einfach nicht drin, dass er mit einem Fahrlehrer geht. Und das wäre schon nötig. Zumindest ein paar Stunden, damit er die Dinge richtig lernt – so, wie sie heute gelten, und nicht so, wie ich es vor über 30 Jahren gelernt habe.
Ah ja? Du spielst Theater? Das ist ja toll! Da würde ich gern mal zuschauen… aber das geht vermutlich nicht. Ich singe ja im Chor, und am 2. November geben wir ein Konzert in Saignelégier. Vielleicht bist du ja in der Gegend. Wobei, ich weiss natürlich nicht, ob dir dieser Musikstil gefällt. Wir singen Bach und Mendelssohn.
Bei mir sind es momentan eher unruhige Zeiten… aber das ist schon länger so. Meine grösste Sorge ist mein Sohn, der einfach immer noch nicht den Mut aufgebracht hat, endlich sein Leben in die Hand zu nehmen und etwas zu arbeiten. Er hat ja bisher keine Ausbildung gemacht. Corona war der Auslöser dafür, dass er sich sehr zurückgezogen hat – auch, weil er extreme Angst hatte. Ich glaube schon, dass er ein bisschen in einer Depression steckt. Aber ich bringe ihn nicht dazu, sich professionelle Hilfe zu holen. Und da er volljährig ist, kann ich ihn ja auch nicht zwingen. Das würde sowieso nichts bringen – er muss es selbst wollen.
Vor einem Monat hat er eine zweitägige Schulung gemacht, um ein SUVA-annerkanten Gabelstaplerfahrer-Schein zu machen. Das hat ihm gefallen und alles lief gut. Von 90 Fragen hat er grad mal 2 Fehler gemacht. Und eigentlich hat er selbst gesagt, dass er nun spontan Bewerbungen schreiben wird… aber bisher hat er nichts gemacht. Und je mehr ich sage, desto weniger macht er. Das ist manchmal sehr zermürbend und auch finanziell für mich schwierig…
Und sonst… nun meine körperlichen Beschwerden, vor allem der Ischias, machen mir manchmal Angst. Oder besser gesagt: Sie führen mir vor Augen, dass ich auch nicht jünger werde. Das frustriert mich manchmal, und ich habe wirklich gelegentlich Mühe damit, dass ich jetzt 50 bin. Ich habe das Gefühl, jetzt ist alles vorbei und ich bin auf dem Abstieg.
Aber voilà – ich will jetzt nicht klagen. Irgendwie geht es ja immer weiter. Ich bin eigentlich – Gott sei Dank – ein positiver Mensch und gebe nicht auf. Aber manchmal – gerade jetzt im Herbst – ist die Stimmung eben etwas melancholisch.
Wie ich am Anfang gesagt habe: Es ist eine Zeit für Selbstreflexion…
Nun, ich wünsche dir weiterhin eine gute Fahrt und danke nochmals für deine lange Sprachnachricht. Sie hat meinen Tag ein bisschen besser gemacht.
Mach’s gut und hoffentlich bis bald mal auf einen Kaffee 😉
Vielleicht ergibt sich ja wirklich bald die Gelegenheit – ich würde mich freuen.
Manchmal sind es gerade diese kleinen Momente unterwegs – ein kurzer Halt irgendwo zwischen Hügeln und Alltag –, in denen man sich wirklich hört. Jemand erzählt, jemand hört zu. Und plötzlich fühlt sich das Leben ein wenig leichter an.
Wenn das Leben kurz anhält – und man zuhört, entsteht manchmal ein Moment, der bleibt. Genau dann passiert oft einfach das, was man gerade braucht.