Modernes Mittelalter


Seit geraumer Zeit fasziniert mich das Mittelalter.

Seit Jahren lese ich regelmässig Romane, welche im Mittelalter spielen und auch geschichtliche Hintergründe beinhalten. Meist so zwischen 1150 und 1500.

Viele historische Gestalten wie z.B. der Erzbischoff von Canterburry, Thomas Becket (1118 – 1170) oder der englische Earl Henry Plantagenet (1281-1345) werden immer wieder erwähnt. Auch die damaliegen Ratsherren – manche haben wirklich existiert – sind wie Vertraute.

Im Nachhinein und verglichen mit unserer heutigen Lebenslage, komme ich je längs je mehr zum Schluss, dass wir heute in einem modernen Mittelater leben

Natürlich haben Frauen heute Rechte, werden Menschen nicht mehr gefoltert um ein (unwahres) Geständnis zu erpressen, haben Kinder ein Recht auf „Kind sein“, regiert nicht mehr die Kirche, wissen wir viel über Krankheiten und deren Heilung, haben wir Ferien und können auch als „das gemeine Volk“ lesen und schreiben. Outlaws (Gesetzlose) gibt es so wie damals nicht mehr und es muss auch niemand mehr auf der Strasse leben – soziale Einrichtungen verhindern dies.

ABER: lassen wir mal das ganze „Drumherum“ weg und konzentrieren uns auf das Wesentliche: Haben wir es heute wirklich soviel besser?

Der Normalbürger muss Steuern zahlen – heute an den Staat, damals an den Marktgrafen oder den Bischoff, respektive den König.

Zahlt man nicht – weil es einem unmöglich ist – gibt’s schlussendlich eine Pfändung; damals wurde einem die einzige Kuh genommen oder die Tochter musste auf dem Gut des Grafen unetgeltlich als Magd (und was eine Frau sonst noch alles zu bieten hatte…) arbeiten und jede Laune des Grafen still ertragen.

Unser heutiger Staat verhält sich nicht sonderlich besser… wir werden von ein paar „Oberen“ und einigen Privaten Leuten (z.B. Banken, Krankenkassen) regiert und haben nicht viel zuKraeuterfrau sagen. Obwohl wir hier in der Schweiz die direkte Demokratie haben, finde ich oft, dass wir nicht viel zu melden haben. Ich habe jedenfalls noch über eine Erhöhung der Krankenkassenprämen abgestimmt … Und wie damals im Mittelalter wird die „unterste“ Schicht oft am meisten (finanziell) schikaniert. Diejenigen, die sowieso schon wenig bis nichts haben, müssen noch drauf zahlen.

Manchmal möchte ich am liebsten in einer Blockhütte im Wald leben. Alleinversorger sein und mich nicht mehr die ganze Zeit zu fragen, ob ich mir morgen noch einen Liter Milch leisten kann. Ein bisschen so, wie eine Kräuterfrau im Mittelalter 🙂

4 Kommentare zu “Modernes Mittelalter

  1. Ich hatte einmal einen Krimi geschenkt erhalten. Von Nicole Billeter und er heisst „Blut für Geist“. Ein historischer Kriminalroman aus dem Zürich von 1597. Genau so wenn nicht noch spannender als ein heutiger Krimi. Vor allem auch, weil er da spielt, wo ich wohne.

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