Begegnung unheimlicher Art


Gestern abend hatte ich einen Termin mit der Schulleiterin von und mit Sohnemann. Wir haben abgemacht, dass wir uns direkt vor der Schule treffen, da ich ja von der Arbeit kam. Um 16h45 – kurz bevor ich bei der Schule war – ruft mich Sohnemann an. Er habe Mist gebaut… Er hat im Laden ein rohes Ei (!) gestohlen und sei jetzt mit dem Securitas im Büro… Natürlich habe ich mich aufgeregt, vorallem auch weil wir diesen Termin hatten.

Ich verlangte den Securitas ans Telefon und erklärte ihm die Lage. Er war wirklich sehr nett und verständnisvoll und liess Sohnemann gehen. Nach unserem Gespräch in der Schule gingen wir dann zurück in den Laden und ich musste das gestohlene Ei (0.75 CHF) bezahlen – das war’s.

Nebulosa Wallpapers – Free by ZEDGE™

Zuhause angekommen, haben wir uns einen Moment auf eine Bank im Hinterhof gesetzt und ich habe Sohnemann nochmals erklärt, wieso/weshalb/warum (Seesamstrasse lässt grüssen :-D) man nicht stehlen darf. Ausserdem habe ich auch nochmals über das Vertrauen gesprochen – denn oft sag er mir, dass ich ihm nicht vertraue… also habe ich ihm zum x-ten mal erklärt, dass man Vertrauen aufbauen muss.

Schon als wir uns setzten, bemerkte ich einen Mann um die 30, welcher auf der gegebüberliegenden Bank sass. Er hatte ein Cap und schwarze Sonnenbrillen an und las ein Buch. Er war eben erst gekommen und ich fand ihn irgendwie ein bisschen unheimlich. Aber gut. Ich hielt also meinen Speach und plötzlich bringt sich der Mann ein : „Entschuldigen Sie bitte wenn ich einfach reinrede, aber ich habe ein bisschen mitbekommen über was sie sprechen und würde gerne etwas sagen“ – „Ja, bitte“ … und dann fing er an, Sohnemann einen 10-Minutigen Votrag zu halten, wie man sich Vertrauen aufbaue, dass er genau so gewesen sei wie Sohnemann, sich schnell aufregte, nicht verstand, wieso er gewisse Dinge (da er noch nicht volljährig ist) nicht tun darf, nicht auf seine Mutter hörte, etc. Zwischendurch fragte er mich, ob ich alleinerziehend sei – was ich bejahte. Dann fuhr er fort und meinte, Sohnemann solle einfach mal versuchen, meine Regeln zu akzeptieren und zu respektieren und dann werde er sehen, dass das Vertrauen von ganz alleine komme. Denn wenn er dies nicht tue, werde er es später bereuen. Ihm sei es so ergangen und er hätte heute manchmal noch Magenschmerzen, wenn er daran zurück denke, wie er seiner Mutter das Leben schwer gemacht habe. Man hätte nur eine Mutter und man müsse dafür dankbar sein. Eine Mutter tue nie Dinge, die gegen einen  seien – im Gegenteil.

Sohnemann hörte diesem Mann sehr aufmersam zu, nickte mehrer Male und ich war einfach nur Baff !

Nachdem er fertig geredet hatte, entschuldigte er sich nocheinmal für seine Intervention und vertiefte sich dann wieder in sein Buch.

Dann gingen wir nach oben in die Wohnung und ich schaute vom Balkon runter in den Hof – der Mann war weg…

Es kam mir vor, als wär es ein Engel gewesen, eine Begegnung der unheimlichen Art – irgendwie kosmisch…

Mal sehen, wie’s jetzt mit Sohnemann weiter geht. Ich habe das Gefühl, dass diese Begegnung ziemlichen Eindruck hinterlassen hat.

 

4 Kommentare zu “Begegnung unheimlicher Art

  1. Das war wirklich eine sehr bemerkenswerte Begegnung und ich glaube Dir gerne, dass Du sie als mystisch empfunden hast, überhaupt nachdem der Herr danach gleich wieder weg war. Vielleicht bewirkt diese „Moralpredigt“ oder besser formuliert „ins Gewissen reden“ eines Außenstehenden wirklich etwas im zukünftigen Verhalten Deines Sohnes. Ich wünsche es Dir! Auf jeden Fall war dieser Herr in Eurer Situation, zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
    Alles Gute!

Hinterlasse eine Antwort zu Regina Antwort abbrechen