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Dietrich Bonhoeffer

Letzte Woche bin ich durch einen Beitrag bei Der Wilhelm bloggt wieder mal auf Dietrich Bonhoeffer gestossen.

Ich kenne ihn schon lange, und was ich da gelesen habe, veranlasste mich, das Buch „Widerstand und Ergebung – Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft“ zu bestellen.

Obwohl eine permanente Konzentration bei einigen Kapiteln notwendig ist, liest sich das Buch unglaublich toll. Gewisse Gedankengänge Bonhoeffer’s sprechen mir direkt aus der Seele. Und wie war er doch positiv eingestellt, trotz Haft. Bemerkenswert, dieser Mann.

Unter anderem befindet sich in diesem Buch auch eine Traupredigt, welche er im Mai 1943 in seiner Zelle schrieb. Die Auslegung von Kol 3, 18-19 „18 Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie sich’s gebührt in dem Herrn. 19 Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie.“ hat für mich eine neue Bedeutung bekommen.

Liest man das einfach so, denkt man in der heutigen Zeit logischerweise, ob’s eigentlich noch geht ! Wir wollen Gleichberechtigung und sind sicher nicht Untertan der Männer ! Aber halt ! Bonhoeffer hat mir etwas Licht ins Dunkle gebracht. Ich kann hier nicht die ganze Predigt aufschreiben, aber wenn ihr die Gelegenheit habt, solltet Ihr sie unbedingt mal lesen. Hier könnt Ihr das sogar online tun 🙂

Oft ist es ja so, dass man gewisse Bibel-Zitate gar nicht sinngemäss versteht. Erst durch Gespräche oder theologischen Ausführungen wird einem bewusst, was eigentlich genau damit gemeint ist.

Nun werde ich weiter lesen – und vielleicht werde ich mir weitere Werke von Bonhoeffer ergattern. Sympatisch ist mir dieser Mann auf jeden Fall – auch das Foto auf dem Buch strahlt eine gewisse Ruhe und Zuversicht aus. Ich mag es, wenn ich weiss, wie ein Autor (oder sonstwer der schreibt) aussieht… Natürlich kann ein Foto niemals die genau Persönlichkeit eines Menschen widerspiegeln, aber man hat immerhin eine etwaige Vorstellung, wie das Gegenüber aussieht – auch wenn dies keine Rolle spielt, ob man schlussendlich jemanden mag oder nicht. Wichtig ist nur, wie der Mensch mit sich und seinen Mitmenschen umgeht.

Gespräch

Vor 2 Tagen hatte ich mit Töchterchen und Mama ein anregendes Gespräch über Politik. Da in den USA ja bald Wahlen sind, wollte Töchterchen etwas mehr über Donald Trump wissen. Ich fand usa-wahl_de0es sehr interessant und spannend, mit ihr darüber zu reden.

Plötzlich meinte Sie:

Trump ist nicht blöd – so wie er zu seinem Geld gekommen ist. Mein Kumpel Louis ist auch so. Er bekommt vom Arzt verschriebene Schlafmittel, will sie aber nicht nehmen. Also verkauft er sie weiter.

Bitte was?? Du weisst schon, dass das Drogen dealen bedeutet !?

Mama und ich waren etwas geschockt und haben ihr dann des langen und breiten erklärt, dass Tablettenhandel nicht mit Immobilienhandel verglichen werden kann. Ausserdem: da sie darüber  informiert ist, kann das auch für sie Folgen haben.

Ich versteh nicht, warum junge Leute solche Sachen machen. Und ich bin jetzt wirklich jemand, der meinen Kindern alles erklärt, jede Frage beantwortet, ihnen davon abrät, sich mit Leuten abzugeben, die Drogen nehmen, übermässig trinken, oder sonstige krumme Geschäfter machen – aber man seine Kinder NIE 100% schützen. Doch ich bin davon überzeugt, dass reden und erklären viel dazu beiträgt, aus ihnen veranwortungsbewusste Erwachsene zu machen – hoffe ich zumindest…

Jedenfalls habe ich sie dann noch gefragt, wie sie mich oder Mama im Vergleich zu meinem Bruder oder ihrem Vater sieht. Sie meinte:

Ihr seid positiv, schaut nach vorn

Ja, das stimmt. Und dann sagte ich ihr noch folgendes:

MaennchenAls ich so alt war wie Du (also 15) habe ich oft Zeit mit meiner Mama oder anderen Erwachsenen verbracht. Das heisst nicht dass ich keine Freunde hatte, in den Ausgang ging, laut Musik hörte – natürlich ist das in diesem Alter auch wichtig. Aber mein Bruder war mit 15 immer nur mit Kumpels unterwegs, interessierte sich kaum dafür, was zuhause lief. Und heute? Er ist bald 35 und verhält sich teils noch wie wenn er 15 wäre. Und so ist das auch mit meiner Tante oder Papa (meinem Ex-Mann).

Ich will mich ja nicht auf ein Podest stellen, aber ich glaube, dass junge Menschen, die manchmal etwas Zeit mit Erwachsenen verbringen, später besser im Leben stehen. Wenn ich mir meinen Familien- und Freundeskreis anschauen, trifft das auf alle zu: Jene, die als Teenager nicht nur mit der Clique oder dem Kumpel rumhingen, sind heute Erwachsene, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen. Das heisst nicht, dass sie finanzielle besser dastehen, aber menschlich auf jeden Fall ! Es sind alles Menschen, die nach vorn schauen, positiv sind – Steh-auf-Männchen. Die anderen sind meist negativ eingestellt, reden ständig von der Vergagenheit und sind oft mürrisch; irgendwie haben sie keine Entwicklung durchgemacht…

Töchterchen schien beeindruckt und ich hoffe, dass es ihr einen Denkanstoss gegeben hat. Wir werden sehen…

 

 

Kleiner Mann – Grosse Erkenntnis

mutter-und-sohn-26739284Gestern Abend war Sohnemann (10 1/2) traurig. Er hätte keine Freunde ausser sich selbst…. und unseren Hund. Und ausserdem bekäme er oft ein „nein“ auf seine Fragen oder Wünsche. Und seine Schwester habe ihn auch nicht gern, und sowieso sei das Leben langweilig: Immer nur Schlafen, Essen, Schule oder Arbeit – das sei doch kein Leben. Moralisch war er irgendwie ziemlich unten.

Ich versuchte ihm dann klar zu machen, dass halt das Leben nicht immer einfach sei – „das Leben ist kein Ponyhof“, wie man so schön sagt. Aber er müsse halt vorallem sehen, dass er eine tolle Familie habe, die immer für ihn da sei, die ihn liebe – auch seine Schwester (obwohl sie ihm das schon nicht so deutlich zeigt, aber sie ist auch knapp 15, hat einen Freund und ich würde meinen, dass man im Teenie-Alter halt vorallem seine Freiheit und Unabhängigkeit sucht. Ich habe ihm aber versichert, dass sie ihn lieb hat. Immerhin hat sie jetzt schon das Geburtstagsgeschenk für ihn…). Und wir haben alles war wir zum leben brauchen: ein Dach über dem Kopf, zu essen, Kleider.

Und dann erinnerte ich ihn an meine beste Freundin: sie wurde als Kind von ihren Eltern weggegeben in ein Heim. Die Mutter wollte nichts mehr von ihr wissen, der Vater war Alkoholiker. Schlussendlich landete sie auf der Strasse und in den Drogen. Sie hat weder Familie, noch Freunde. Inwzischen ist sie seit 20 Jahren clean und nicht mehr in den Drogen. Sie hat einen Starken Willen. Da meinte Sohnemann:

Doch! Sie hat(te) einen Freund!

Ah ja? Wen?

Die Drogen !

Ja, das ist vollkommen richtig – sagte ich zu ihm. Es war ihr Freund, ein sehr schlechter Freund, der sie kaputt machte.

Wow – ich war baf. Ein 10-jähriger, der die Situation durchschaut hat.

Ich habe ihm dann noch einiges erklärt und wir hatten ein wirklich gutes Gespräch, welches wir dann mit einem Tee abrundeten. Am ende meinte er noch: Danke Mama, dass wir geredet haben – jetzt geht es mir viel besser!

Ich liebe Dich, mein Sohnemann ❤ !