Gestern war kein guter Tag. Ich hatte den ganzen Tag über starke Schmerzen und war ungewöhnlich still. Sogar mein Lieblings-Arbeitskollege fragte mich: „Was ist los mit dir? Du bist so ruhig heute.“
Wenigstens war meine Chefin nicht da – das gab mir etwas Raum, den Tag in einem langsameren Tempo zu bewältigen.
Am Abend war ich mit meiner Mutter verabredet. Mein Bruder und mein Neffe waren ebenfalls dort. Wir spielten UNO, assen zusammen, lachten viel – und irgendwie war alles für einen Moment wieder leicht. Erst um Mitternacht machte ich mich auf den Heimweg.

Im Auto lief – wie so oft – Musik.
Am Nachmittag hatte ich Läggerli einen YouTube-Link geschickt, ein Lied, das mich jedes Mal an ihn erinnert. An „damals“. Ich war schon den ganzen Tag über ein wenig nostalgisch gewesen… und als ich das Lied dann im Auto auf der Heimfahrt noch einmal hörte, brach etwas in mir auf.
Ich sass da und Tränen liefen mir über die Wangen, als würde das Herz die Worte übernehmen, die der Mund nicht mehr sprechen kann.
Es wurde mir bewusst, wie stark Musik unser Gemüt beeinflussen kann. Wie sehr wir Lieder mit Menschen oder Zeiten verbinden. Man sagt nicht umsonst: „Das ist unser Lied.“
Wenn ich zurückblicke, habe ich einige solcher Lieder die mich mit „meinen“ Männern verbinden :
- Läggerli : Billy Joel – Leningrad und UB40 – Red, Red Wine
- Mein Ex-Mann : No Doubt – Don’t Speak
- Pierre : Queen – We Will Rock You und das Taizé-Lied Bless the Lord
- M. : Marlon Roudette – New Age
- Frank : Carl Orff – Carmina Burana
- Claudius : Noch kein bestimmtes Lied. Vielleicht kommt es eines Tages.
Aber es sind nicht nur Menschen, die mit Musik verknüpft sind – es sind auch Situationen.
Während meiner Trennung war es die Instrumental-Version von Shape of My Heart (feat. Dominic Miller), die mich begleitete.
Wenn ich das Requiem von Mozart höre, denke ich sofort an meine Grossmamme. Es war eines ihrer Lieblingswerke – und ich bin manchmal traurig darüber, dass sie nicht mehr da war, als mein Chor es aufführte.
Und Boogie-Woogie?
Sofort sehe ich meinen Vater am Flügel sitzen, wie er einfach drauflos spielte, voller Leichtigkeit und Lebensfreude. Heute tut er das nur noch selten. Doch wenn ich solche Stücke höre, sehe ich ihn ganz klar vor mir – und es wird warm in mir.
Oder wenn ich Rachmaninov – Prelude in C Sharp Minor höre, dann kommt mir augenblicklich meine Lieblingstante in den Sinn. Ich war mit 15/16 jedes Wochenende bei ihr. Und ich habe ganz viele und tolle Erinnerungen an diese Zeit.
„Music was my first love, and it will be my last“ von John Miles singt.
Dieser Satz trifft mich tief. Musik verbindet. Musik tröstet. Musik bewahrt Momente, die längst vergangen sind – und schenkt uns die Möglichkeit, sie noch einmal zu fühlen.
Man kann die Zeit nicht zurückdrehen.
Aber mit Musik kann man sich – für einen Herzschlag lang – wieder dorthin träumen.
„Musik ist die Sprache der Erinnerung.
Sie spricht zu dem, was wir nie ganz loslassen.“











